Das Areal des The Crossing Resort at Grasslands im Grasslands Nationalpark in Saskatchewan

Manitoba & Saskatchewan: Ein Roadtrip durch Kanadas Prärien

CANUSA unterwegs: Ufos, Wikinger, Canadian Football und der beste Gin der Welt.

Eine Reise durch die Prärien Kanadas ist schon lange mein Traum – jetzt wird er endlich wahr. Ich starte meinen Roadtrip durch Manitoba und Saskatchewan, wo es grandiose Landschaften und sympathische Städte zu entdecken gibt. Von Winnipeg aus durchquere ich die Weiten der Prärien und komme schließlich in Saskatoon an. Unterwegs erwarten mich neben Herausforderungen tierischer Art auch Ufos, Wikinger, Canadian Football und der beste Gin der Welt. Die überraschend abwechslungsreichen Gegenden, die besondere Tierwelt und vor allem die warmherzigen Menschen sorgen dafür, dass diese Tour einen festen Platz in meinem Herz bekommt!

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Ankunft im Multikulturellen Winnipeg

Im August breche ich zu meinem Roadtrip durch die Prärieprovinzen Manitoba und Saskatchewan im Zentrum Kanadas auf und versuche, dem heißen deutschen Sommer zu entfliehen. Meine Reise beginnt in Winnipeg, der Hauptstadt Manitobas. Bei dieser Stadt denke ich immer zuerst an das Eishockeyteam der Winnipeg Jets, an strenge Winter und ans Eisfischen auf dem Lake Winnipeg.

Meine 48 Stunden in Winnipeg lasse ich im sehr hübschen und modernen ALT-Hotel in Downtown beginnen. Von meinem Zimmer aus sehe ich auf den Bell MTS Place – die Heimat der Winnipeg Jets. Auch das architektonisch beeindruckende Canadian Museum for Human Rights erblicke ich von meinem Fenster aus.

Spaziergang durch den Assiniboine Park 

Meinen ersten ganzen Urlaubstag lasse ich im bezaubernden und weitläufigen Assiniboine Park beginnen. Hier befinden sich der Leo Mol Sculpture Garden und das charmante, aus Holz gebaute Outdoor-Lyric Theatre, wo sowohl Filme als auch Theaterstücke und Konzerte aufgeführt werden. Spannend und überaus unterhaltsam finde ich auch den Assiniboine Park Zoo, in dem es zahlreiche Themenwelten zu entdecken gibt. Neben dem Australian Walkabout und dem Butterfly Garden stehen vor allem die heimischen Tierarten im Vordergrund. So kann man im Bereich Grasslands & Boreal Forest auch Bisons, Luchse und Berglöwen bestaunen. Man erfährt hier auch, welche Bedeutung diese Tiere für die First Nations – so werden die indigenen Völker Kanadas genannt – haben.

Das Highlight des Zoos ist eindeutig die „Journey to Churchill“ genannte Themenwelt. Hier kann man neben den flauschigen Moschusochsen auch Polarfüchse, Seehunde und natürlich die faszinierenden Polarbären in weitläufigen und liebevoll angelegten Bereichen beobachten. Besonders gut gefällt mir der durch eine Wasseranlage verlaufende Tunnel, in dem die Polarbären besonders gern plantschen. Es ist wirklich beeindruckend, wenn solch ein majestätisches Tier seine Schwimmübungen macht und man direkt darunter steht!

Das Journey to Churchill Willkommensschild im Assiniboine Park Zoo in Winnipeg
Den Eisbären ganz nah - ein gläserner Tunnel im Assiniboine Park Zoo in Winnipeg lädt zur Eisbärenbeobachtung ein

Ein Einblick in die Menschenrechte und kulinarische Gaumenfreuden

Das berühmte Canadian Museum for Human Rights steht ganz oben auf meiner Liste. Schon allein das Gebäude ist eine Wucht! Die kühne, geschwungene Außenfassade aus Glas ist wirklich erstaunlich, und auch die verschiedenen Innenräume finde ich großartig. Alle Etagen sind über verschachtelte, mit leuchtendem Alabaster verkleidete Rampen erreichbar, die immer wieder neue und überraschende Blickwinkel auf die Exponate bieten. In der Ausstellung werden nahezu alle Aspekte zum Thema Menschenrechte präsentiert. Interaktive Stationen erzählen die ereignisreiche Geschichte, ein Fokus liegt auch auf den Frauenrechten und dem Umgang der europäischstämmigen Kanadier mit den indigenen Völkern. In diesem Museum könnte ich locker zwei ganze Tage verbringen und viel Wissen mit nach Hause nehmen.

Ein weiterer Höhepunkt in Winnipeg ist der zentral gelegene Park The Forks, der sich dort befindet, wo der Red River und der Assiniboine River zusammenfließen. Er ist der zentrale Treffpunkt für die Stadtbewohner und hat einiges zu bieten. Im Sommer werden Tanzabende veranstaltet, und im Winter ist es hier sogar noch lebhafter. Dann trifft sich nämlich die ganze Stadt, um auf den beiden Flüssen Schlittschuh zu laufen, Eishockey zu spielen oder in kleinen Eis-Diskos bis in die frühen Morgenstunden zu tanzen. Der Umgang mit dem Winter ist in ganz Manitoba ein ziemlich wichtiges Thema. Man muss ihn einfach lieben und der dunklen Jahreszeit Paroli bieten – also rauf aufs Eis und Hockey spielen oder mit Freunden und Verwandten zum Eisfischen gehen!

Neben den schön angelegten Parkanlagen lädt auch der The Forks Market zum Spazieren ein, um durch die Hallen zu schlendern und die zahlreichen Stände genauer zu betrachten. Daneben gibt es hier auch Restaurants und Bars sowie viele kleine Geschäfte, in denen lokales Kunsthandwerk und die verschiedensten Kleidungsstücke angeboten werden. Am Abend zieht es mich in den historischen Exchange District, wo es zahlreiche kleine und innovative Restaurants sowie Bars und Musikklubs gibt. Im Restaurant deer + almond des Chefs Mandel Hitzer, der sogar über Manitoba hinaus bekannt ist, sind sowohl das Essen als auch die Atmosphäre einfach fabelhaft.

Hier treffen sich die kreativen Köpfe und Trendsetter der Stadt, trinken grandiose Cocktail-Kreationen und genießen ungewöhnliche, wirklich leckere Gerichte, wie den Fried Potato Salad mit Capicola, Tobiko und Nori. Auch wenn ich nicht so genau sagen kann, was das alles ist, weiß ich: Es schmeckt köstlich! Das Highlight des Desserts ist das Fencheleis mit einer dunklen Beerensoße, Feta und knusprigen Pilzen. Ja, das ist tatsächlich ein Dessert und einfach der Knaller!

Das Kanadisches Museum für Menschenrechte in Winnipeg
The Forks Market in Winnipeg

Ufos am Falcon Lake

Jetzt beginnt mein Roadtrip durch die Provinzen Manitoba und Saskatchewan, die oft kaum beachtet werden – ich bin gespannt, in den nächsten Tagen gibt es hier viel zu entdecken. Zunächst geht es in Richtung Osten, wo nahe der Grenze zu Ontario der Whiteshell Provincial Park mit dem Falcon Lake liegt. Vorher frühstücke ich ausgiebig und lecker im Stadtteil Saint Boniface, dem French Quarter in Winnipeg.

Dann geht es zum Falcon Lake, der durch einen der bekanntesten und am besten dokumentierten Ufo-Vorfälle berühmt geworden ist. 1967 soll dort ein Ufo gelandet sein, wobei ein Mann verletzt wurde. Dieser habe versucht, mit den Insassen der fliegenden Untertasse in Kontakt zu treten. Ich möchte diesen berühmten Landeplatz besuchen und mir die Geschichte von Einheimischen erzählen lassen.

Bei bestem Wetter lege ich die Strecke zum charmanten und sehr beliebten Ausflugsort Falcon Beach zurück.

Es gibt einen schönen Strand, eine Marina mit kleinen Booten und hübsche Ferienhäuser. Diese wurden von Generation zu Generation vererbt und sind heute ein Vermögen wert. Wer mit dem Gedanken spielt, solch ein schmuckes Ferienhaus zu kaufen, muss schon gut eine Million kanadische Dollar auf den Tisch blättern können.

Das Falcon Trails Resort, wo ich übernachte, ist wunderschön. Die modernen Cabins liegen unmittelbar am See und haben einen eigenen Steg, an dem man ein Feuer machen, grillen und den tollen Ausblick genießen kann. Die Gegend rund um das Resort bietet sich für kurze wie auch für ausgedehnte Wanderungen und Fahrradtouren an. Also ziehe ich meine Wanderschuhe an und laufe los. Die Pfade führen durch üppige Waldstücke hinauf zu Aussichtspunkten, die tolle Blicke auf den See bieten. Und wieder eine Überraschung: Manitoba hat ein Skigebiet! Die Falcon Lake Ski Slopes lassen sich natürlich nicht mit British Columbia oder Alberta vergleichen, aber dennoch: Man kann in Manitoba Ski fahren!

Der Caddy Lake im Südosten Manitobas
Die Falcon Beach Ranch in der Ortschaft Falcon Lake in Manitoba

Ein Ritt zum Ufo-Landeplatz

Nun geht es für mich zur Falcon Beach Ranch und von dort zu der berühmten Ufo-Landestelle – und zwar reitend. Pferde und ich, das ist eine Sache für sich. Die Guides hier sind bekannt dafür, unerfahrene Reiter sicher auf sehr erfahrene Pferde zu setzen. Und der Plan geht auf: Eines der freundlichen, riesengroßen Tiere trägt mich etwa eine Stunde durch den Wald. Dann stehe ich an der berühmten Landestelle. Genau hier soll also das Falcon-Lake-Ufo angekommen sein. Der Guide erzählt mir die ganze Geschichte, zeigt mir Skizzen, die der Augenzeuge Stefan Michalak von der Untertasse angefertigt hat, Zeitungsartikel zu dem Vorfall sowie Berichte der Polizei und der kanadischen sowie der US-amerikanischen Luftwaffe. All das belegt, dass 1967 etwas sehr Merkwürdiges am Falcon Lake passiert ist.

Im Jahr 2017 wurde von der kanadischen Notenbank zum fünfzigsten Jahrestag dieses Ereignisses eine 20-Dollar-Münze herausgegeben.
Zurück in meiner Cabin setze ich mich mit einer Flasche Bier auf den Steg am See, mache ein Lagerfeuer und quatsche mit anderen Reisenden über diese eigenartigen Ereignisse. Inzwischen ist es dunkel geworden, über uns erstrahlt der Sternenhimmel. So viele Sterne habe ich noch nie gesehen, sogar die Milchstraße ist mit bloßem Auge sehr gut zu erkennen – einfach umwerfend! Von dem orangefarbenen, stark leuchtenden und seine Form ändernden Objekt, das einige Mitreisende und ich an diesem Abend über dem See haben schweben sehen, schriebe ich lieber nicht – glauben würde es sowieso niemand …

Ein Cowboy auf einer geführten Tour der Falcon Beach Ranch in Manitoba
Eine Präsentation auf der Falcon Beach Ranch UFO-Tour in Manitoba
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Angeln am Caddy Lake im Whiteshell Provincial Park

Der Caddy Lake ist das nächste Ziel meiner Tour, hier geht es für mich auf einen Angelausflug. Während der Fahrt dorthin biege ich einmal falsch ab und verliere die Orientierung. Das Örtchen Ingolf, es liegt an einem atemberaubend schönen See, ist genau die richtige Stelle zum Wenden. Auf dem Rückweg frage ich mich allerdings, warum mich ein Schild mit der Aufschrift „Welcome to Manitoba“ begrüßt. Offenbar war ich gerade in  Ontario! Damit kann ich bei meinem Roadtrip noch eine weitere Provinz hinzuzählen. 

Am Caddy Lake begrüßt mich Ian, mein heutiger Guide. Der Bootsbesitzer und Angelprofi zeigt mir heute, wie man am besten Fische fängt. Mir wird bei diesem schönen Ausflug und bei grandiosem Wetter klar, was viele am Angeln so faszinierend finden. 

Für mich ist es eher eine Meditation als ein Sport, eine wirklich tolle Art, sich zu entspannen. Wenn dabei noch Fische anbeißen, perfekt! Während ich immerhin zwei Fische herausziehe, kommt Ian auf mehr als zwanzig. Nun steuern wir mit unserer Beute eine kleine Insel an, um die Fische dort zuzubereiten und zu genießen – frischer und leckerer geht es nicht!

Am Caddy Lake und an den anderen Seen in der Gegend gibt es eine einzigartige Besonderheit: Drei der Seen sind durch Tunnel miteinander verbunden, die vor vielen Jahren in die Felsen gesprengt wurden, um Eisenbahnstrecken verlegen zu können. Wenn der Wasserstand nicht zu hoch ist, kann man mit einem kleinen Boot sogar hindurchfahren. So etwas bekommt man woanders nicht zu sehen.

Hecla Island im Lake Winnipeg und Bisons im Riding Mountain National Park

Meine Reise geht heute nach Hecla Island und in den Hecla-Grindstone Provincial Park. Die Insel liegt im Lake Winnipeg, der riesengroß ist und wie ein Meer wirkt. Trotz seiner enormen Ausmaße ist der See mit einer durchschnittlichen Tiefe von 12 Metern sehr flach. Mich erinnert die Insel mit ihrem Leuchtturm in Gull Harbour ein wenig an Kanadas maritime Provinzen an der Atlantikküste, die mehr als 3000 Kilometer von hier entfernt sind. Später erreiche ich das Örtchen Gimli, das am Westufer des Lake Winnipeg liegt und mich an die Ostseebäder erinnert.

Ein schöner Strand, Beachvolleyball-Felder sowie Restaurants und Bars – hier kann man entspannte Tage verbringen. Besonders interessant finde ich hier, dass der Ort und die Umgebung sehr stark von der Kultur isländischer Einwanderer geprägt sind. Es gibt dort den Viking Park, in dessen Mitte man von einer Wikingerstatur begrüßt wird. Wikinger in Manitoba, wer hätte damit gerechnet?

Der Caddy Lake im Südosten Manitobas
Die Wikingerstatue im Viking Park in Gimli, Manitoba

Bisons im Riding Mountain National Park

Meine nächste Etappe führt mich weiter nach Westen, bis in den Riding Mountain National Park. Der Ort Wasagaming, der auch gern als das „Banff Manitobas“ bezeichnet wird, ist mein Ausgangspunkt für Ausflüge in den Park. Der kleine Ort liegt am südlichen Ende des Nationalparks und ist ein beliebtes Ferien- und Ausflugsziel der Kanadier. Es gibt viele schöne Ferienhäuser, Restaurants, Shops und das Parks Canada Visitor Centre. Berühmt ist diese Gegend aber vor allem durch den Clear Lake, der, wie der Name schon vermuten lässt, durch sein kristallklares Wasser zum Baden einlädt und sich auch für Bootsfahrten anbietet. Der herrliche Strand und die prächtig angelegten Parkanlagen sind perfekt für ein gemütliches Picknick. Ich kann mir bei diesem Anblick kaum vorstellen, gerade inmitten Kanadas Prärien zu sein.

Gemeinsam mit anderen Reisenden breche ich zu einer Tour auf, um den Riding Mountain National Park zu erkunden. Mein Highlight ist, neben den wunderschönen Wald- und Graslandschaften, ein 500 Hektar großes Areal, in dem eine Herde Bisons lebt. Ungefähr 40 dieser Tiere sollen hier zu Hause sein. Wir haben das Glück, die Bisons unterwegs aus nächster Nähe zu sehen, als sich die Herde plötzlich, völlig unbeeindruckt von unserer Anwesenheit, um unser Auto herum vergnügt. Die Tiere kommen dabei so nah an uns heran, dass wir das Gefühl haben, sie fast zu berühren. Ein einzigartiges Erlebnis!

Später schlendere ich auf der Pier des Clear Lake, wo der Ausflugsdampfer The Martese ablegt. Ich gehe an Bord und beobachte auf der einstündigen Fahrt mit einem kühlen Bier in der Hand den dramatischen Sonnenuntergang – so schön kann man hier den Tag ausklingen lassen! Wenn man sich kein Ferienhaus mieten oder nicht in einem der Hotels, die direkt in Wasagaming liegen, übernachten möchte, empfehle ich das nahegelegene und wirklich schöne Elkhorn Resort. Neben einem Golfplatz und einer Schwimmhalle hat das Resort auch ein tolles Restaurant und eine gediegene Bar zu bieten.

Am nächsten Tag  verabschiede ich mich vom bildschönen Manitoba, jedoch nicht, ohne in der Whitehouse Bakery ausgiebig zu frühstücken. Es empfiehlt sich, möglichst früh hier zu sein, denn das Lokal ist überaus beliebt und füllt sich ziemlich schnell. Für die Fahrt zum etwa 480 Kilometer entfernten Ort Manitou Beach in Saskatchewan nehme ich mir natürlich auch noch ein paar Cinnamon Buns mit: Zimtschnecken. Genauso viel Kalorien wie Geschmack sind nur schwer in anderen Backwerken zu finden – lecker!

Das East Gate des Riding-Mountain-Nationalparks in Manitoba
Eine Bison-Herde im Riding-Mountain-Nationalpark in der kanadischen Provinz Manitoba

Unendliche Weiten in Saskatchewan 

Der südliche Teil von Manitoba ist sehr grün und wird von sanften Hügeln und bezaubernden Seen geprägt. Als ich Saskatchewan erreiche, ändert sich die Landschaft nur langsam. Zuerst fallen mir die großen, hölzernen Getreidesilos auf, die an der Eisenbahnstrecke stehen. Immer wieder kommen kilometerlange Züge vorbei, die Waren aller Art durch Kanada transportieren. Man sagt Saskatchewan nach, eine sehr flache Landschaft zu haben. Auf meiner Fahrt nach Westen wird es dann auch flach, sehr flach, faszinierend flach. Neben unendlich wirkenden und erstaunlich bunten Graslandschaften ist nur der Horizont zu sehen. Es wirkt so, als hätte man vor sehr langer Zeit vergessen, irgendwas in die Landschaft zu stellen. Dieser Anblick ist fremd, aber auch einzigartig schön. Ab und zu ziehen in weiter Ferne sehr lange, metallene Würmer am Horizont entlang: Güterzüge. Eine Szene wie aus einem Science-Fiction-Film!

Ich erreiche das Dorf Manitou Beach, das am schmalen Little Manitou Lake liegt. Der See und die elegant geschwungenen grünen Hügel erinnern mich an Irland oder an einen kleinen norwegischen Fjord. Das Besondere hier ist, dass es sich um einen Salzwassersee mit einer sehr hohen Konzentration an Mineralen und Salzen handelt. So kann man sich ohne eigenes Zutun einfach gemütlich im Wasser treiben lassen. Da es heute windig und das Wasser dadurch recht unruhig ist, beschließe ich, lieber nicht zu baden. Stattdessen nutze ich das am See liegende Manitou Springs Resort, das über eine große Poolanlage mit zwei Becken verfügt, die mit dem Seewasser gefüllt sind. Mein Plan für den Rest des Tages ist klar: Ab ins angenehm warme Wasser und einfach treiben lassen – Entspannung pur!
Ein leckeres Abendessen im hoteleigenen Restaurant Water’s Edge mit einem tollen Blick auf den See rundet diesen Tag ab.

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Mounties und Canadian Football

Regina, die Provinzhauptstadt Saskatchewans, wartet darauf, von mir erkundet zu werden. Das Wetter ist wieder großartig, und die moderne Stadt versprüht waschechtes Cowboy-Flair. Zunächst besuche ich das Heritage Center der Royal Canadian Mounted Police, kurz RCMP, in dem die Kadetten ausgebildet werden. Die sogenannten Mounties sind vielen sicher bekannt aus der Fernsehserie „Ein Mountie in Chicago“. Sie werden nach einer harten Ausbildung in die verschiedenen Provinzen und Territorien Kanadas geschickt. Neben der Kaserne befindet sich auf dem Gelände auch ein Museum, das mit viel Liebe zum Detail die Geschichte der RCMP erzählt. Zufällig findet heute die Vereidigung der Kadetten statt, die nun offiziell in den Dienst aufgenommen werden – spannend, das mitzuerleben!

Als mich Dan, der Pressesprecher des RCMP, dort mit meinem Cap der Winnipeg Jets sieht, kann er sich einen Spruch nicht verkneifen: „Du kannst in Saskatchewan nicht mit einer Mütze eines Sportvereins aus Manitoba herumlaufen!“ Und ausgerechnet heute, wenn die Mannschaft der Saskatchewan Roughriders gegen die Calgary Stampeders spielen. Da ich schon immer mal ein Football-Spiel sehen wollte, organisiert mir Dan dafür die Karten. Gleich danach kaufe ich mir noch schnell ein Cap der Roughriders, damit ich später keine bösen Blicke auf mich ziehe.

Im Hotel liegen etwas später schon die Karten bereit, und zu meiner Überraschung wartet dort auch ein T-Shirt der Roughriders auf mich! Ich fahre mit dem Shuttlebus vom Hotel ins Mosaic Stadium, wo sich die grün gekleideten Roughriders-Fans bereits auf das wichtige Spiel einstimmen. Mir fällt auf: Obwohl Football ein sehr körperliches, hartes Spiel ist, geht es auf den Zuschauerrängen sehr fröhlich und friedlich zu. Man merkt, dass sich die Kanadier mögen.

Vor dem Spiel möchte ich noch etwas typisch kanadisches essen. Ashley, die mich an diesem Abend begleitet, schlägt vor: „Das kanadischste Gericht, das du hier in den Prärien bekommen kannst, sind natürlich Piroggen mit Kraut!“ Ich bin baff, warum ausgerechnet Piroggen? Das Geheimnis ist schnell gelüftet. In Manitoba und Saskatchewan sind in der Vergangenheit viele Ukrainer eingewandert, die ihre Kultur und natürlich auch ihre Küche mit nach Kanada gebracht haben, wo sie mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist. Das erklärt auch die osteuropäisch anmutenden Holzkirchen, die ich unterwegs gesehen habe. Mit meinem Snack in der Hand verfolge ich das Spiel, bei dem überraschenderweise die Saskatchewan Roughriders gewinnen – die Fans sind aus dem Häuschen und die Atmosphäre im Stadion ist einfach klasse. Go Riders!

Ein Guide im RCMP Heritage Center in Regina, Saskatchewan
Impressionen aus dem Mosaic Stadion in Regina, Heimat der Saskatchewan Roughriders

Moose Jaw, ein ganz besonderes Theater und der Cypress Hills Interprovincial Park

Auf dem Weg zum 400 Kilometer entfernten Cypress Hills Interprovincial Park liegt das Städtchen Moose Jaw, das zu Zeiten der Prohibition ein Umschlagplatz für Alkohol war, um diesen dann in die USA zu schmuggeln. Der Ort hat eine ganz besondere Sehenswürdigkeit zu bieten: The Tunnels of Moose Jaw. Es handelt sich um eine Art Theater, das unter anderem die Geschichte der Gaunerlegende Al Capone zu Zeiten der Prohibition erzählt. Eher ungewöhnlich ist dabei, dass das Stück nicht auf einer Bühne aufgeführt wird, sondern dass die Zuschauer von den Schauspielern durch die ganze Stadt geführt werden.

So beginnt man in einer Bar, begegnet unterwegs einigen kleinen Gaunern, die ihre amüsanten Storys erzählen. Man läuft durch gewundene Tunnel, bis man ganz woanders in der Stadt wieder aus der Unterwelt auftaucht. Diese knapp einstündige Vorstellung sollte man sich nicht entgehen lassen.

Outdoor-Abenteuer im Cypress Hills Interprovincial Park

Der Cypress Hills Interprovincial Park ist wie eine grüne, üppig bewaldete und hügelige Insel inmitten der schier endlosen Prärie. Einige Campingplätze und typisch kanadische Blockhütten sowie das schöne Resort at Cypress Hills und ein herrlicher See laden dazu ein, hier ein paar entspannte Tage zu verbringen. Von einem Aussichtspunkt aus kann man oft bis zu 300 Kilometer weit über die Prärie schauen. So einen Blick habe ich noch nie erlebt – wirklich faszinierend! 
Es gibt auch viele spaßige Aktivitäten, etwa Zip-Lining. Auf insgesamt sieben Strecken zischt man in schwindelerregender Höhe durch den Wald. Mit meiner leichten Höhenangst sind einige der Herausforderungen, die auf mich warten, wirkliche Mutproben – eine gute Gelegenheit, seine Angst zu überwinden. Ein Highlight ist eine 200 Meter lange Zip-Line, bei der man mit geschlossenen Augen, kopfüber und nur mit den Füßen am Geschirr befestigt durch die Luft rauscht! 

Sehr zu empfehlen ist auch eine geführte Offroad-Segway-Tour. Nach einer gründlichen Einweisung geht es durch die Wälder, und unterwegs erzählt ein Guide viel Wissenswertes über Flora und Fauna des Parks.

Ich lerne, dass es in Saskatchewan zwar keine Bären, dafür aber Pumas gibt. Eine Regel sollte man sich merken: Wenn man Wild in den Wäldern sieht, kann man sicher sein, dass keine Pumas in der Nähe sind. Zum Glück sehe ich unterwegs viel Wild.

Der Cypress Hills Interprovincial Park ist ein „Dark Sky Preserve“, also ein Lichtschutzgebiet. Es eignet sich hervorragend, um den Sternenhimmel zu beobachten. Gemeinsam mit anderen Reisenden fahre ich am Abend vom Resort aus einige Kilometer in den Wald hinein, um in der Abgeschiedenheit den unvergleichlichen Nachthimmel zu erleben. Der Ausblick ist unbeschreiblich schön! Während wir in die Sterne schauen, hören wir es im Wald neben uns knirschen und knacken. Wir gehen lieber zurück zum Wagen, wo kurz darauf neben uns eine Hirschkuh steht und uns anguckt. Als Stadtmensch habe ich wilde Tiere bisher noch nicht von so Nahem gesehen und bin ganz eingenommen von der Anmut und Schönheit des Tieres.

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Raue Zeiten im Fort Walsh und eine ereignisreiche Fahrt

Am folgenden Tag ist die Fort Walsh National Historic Site mein Ziel. Unterwegs lohnt es sich, den charmanten Ort Maple Creek zu besuchen, um sich für den Tag „on the Road“ zu stärken. Sehr leckere hausgemachte Kuchen und Torten sowie ganz vorzügliche Kaffeespezialitäten gibt es in den Grotto Gardens. Man kann hier aber nicht nur essen, sondern auch einen Streichelzoo besuchen, in dem sich süße Ziegen von Groß und Klein streicheln und füttern lassen. Interessant und auch ein wenig mysteriös: Man kann hier Goat Yoga, also Ziegen-Yoga machen. Was genau es damit auf sich hat, weiß ich nicht. Aber ich finde es schön, dass es auch solche kuriosen Orte auf unserem Planeten gibt.

Das liebevoll und detailreich errichtete Fort Walsh wird von Parks Canada betrieben, und es gibt hier auch beeindruckende große Tipis zu bestaunen. Das Fort der North-West Mounted Police – aus der ging später die RCMP hervor – wurde 1875 erbaut, um Ordnung in den Westen Kanadas zu bringen. Zuvor lief der Handel zwischen amerikanischen Bison- und Wolfsjägern sowie kanadischen Whiskeyhändlern und den indigenen Völkern aus dem Ruder, was 1873 schließlich mit dem Cypress Hills Massacre endete. Heute kann man die Geschichte hautnah erleben. Die Mitarbeiter von Parks Canada tragen historische Kostüme, stellen verschiedene Personen dar und informieren so über das Fort.

Ich freue mich auf die nächste Etappe meiner Reise, denn ich werde zwei Nächte in der Historic Reesor Ranch verbringen, um Cowboy-Luft zu schnuppern. Die Strecke von Fort Walsh zur Ranch ist mit rund 80 Kilometern sehr kurz und doch spannend. Auf Schotterstraßen fahre ich durch teilweise sehr hügeliges Gelände und komme an wunderbaren Landschaften vorbei. Die Kombination aus „Schotterstraße“ und „sehr hügelig“ hat es in sich, wenn man in einem Auto ohne Allradantrieb unterwegs ist. Teilweise schleiche ich im Schneckentempo bergauf und bergab, und immer wieder weiß ich nicht so genau, ob ich wirklich noch auf dem richtigen Weg bin. Da die Ranch keine „richtige“ Adresse hat, kann mir mein Navigationssystem auch nicht helfen. Viel leichter geht es mit den klassischen Wegweisern am Straßenrand und der einfachen Karte, die ich zur Hand habe.

Während der Fahrt lerne ich auch Saskatchewans Tierwelt etwas besser kennen. Eine große Kuhherde rastet gemütlich auf der Straße und hat scheinbar keine Lust, mich weiterfahren zu lassen. Auch einige Rehe springen vor meinem Auto über die Fahrbahn, und ein sehr großes schwarzes Tier schaut verstohlen aus dem Gebüsch, bevor es wieder im Unterholz verschwindet. Die Devise lautet also: Vorsichtig fahren, denn einen Wildunfall möchte ich unbedingt vermeiden.

Tipis in der historischen Stätte Fort Walsh in Saskatchewan
Impressionen aus der historischen Stätte Fort Walsh in Saskatchewan

Cowboy-Poetry auf der Historic Reesor Ranch

Die malerische Historic Reesor Ranch liegt eingerahmt von grünen Hügeln in einer Senke mitten in der Prärie. Um sie zu erreichen, muss man die Provinzgrenze nach Alberta überqueren, da sich dort die Einfahrt befindet. Die Ranch selbst liegt jedoch in Saskatchewan. Zu meiner Reise gehören also neben Manitoba und Saskatchewan auch die Abstecher nach Ontario und nun nach Alberta – prima! Auf der Strecke gibt es einen Punkt, der in eine Richtung einen bemerkenswerten Blick nach Alberta bietet, wo gewaltige Bergmassive in die Höhe ragen. In die andere Richtung hat man eine Aussicht auf die elegant geschwungenen Cypress Hills. Auf der Ranch, wo neben großen Kuhherden auch Pferde ihr Zuhause haben, begrüßen mich meine freundlichen und warmherzigen Gastgeber Teresa und Scott. Beim gemeinsamen Essen in der Ranch Hall lerne ich auch die anderen Gäste kennen und komme mit allen sehr schnell ins Gespräch.

Scott Reesor ist ein großer Freund von Cowboy-Poesie und liest deshalb nach jedem Essen verschiedene Geschichten und Gedichte vor. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas wie Cowboy-Poetry gibt, und es ist ein großer Spaß, den spannenden und oft lustigen Geschichten zu lauschen.

Kurz vor Sonnenuntergang gehe ich noch etwas spazieren und bin froh, dass mich einer der großen Hunde der Ranch begleitet. Denn plötzlich laufen einige Kühe neugierig auf mich zu, um zu schauen, wer da herumspaziert. Die Kühe sind deutlich weniger scheu, als ich dachte. Mein treuer Begleiter vertreibt sie dann und passt auf, dass dem Stadtmenschen nichts passiert.

Cowboy-Flair beim Cattle Drive

Am nächsten Morgen machen mich die Wrangler – also die Cowboys und Cowgirls – der Ranch mit den Pferden vertraut. Ich habe bisher kaum Erfahrungen mit Pferden gemacht, abgesehen vom Ausritt zur Ufo-Landestelle, und stehe daher mit viel Respekt vor Pablo, dem Pferd, das mich heute auf seinem Rücken tragen wird. Erst werden die Tiere gebürstet und gesattelt, dann geht der erste Ausritt los. Ich lasse es erst mal ganz langsam angehen und reite einfach durch die Landschaft, um mich mit Pablo vertraut zu machen. Der heutige Höhepunkt: Ich werde beim Cattle Drive, also beim Viehtrieb helfen. Dabei reiten die Wrangler und ich große Teile des Gebietes ab, um alle Kühe der Herde zusammenzutreiben. Das ist wirklich eine ziemlich aufregende Erfahrung! Auch wenn ich nicht viel mehr dazu beisteuern kann, als mich auf dem Sattel zu halten – was für mich gar nicht so einfach ist …

Nach einem guten Essen in der Ranch Hall lasse ich den Abend mit etwas Bier sowie interessanten Gesprächen ausklingen. Die Reesor Ranch vermietet verschiedene Zimmer und eine Cabin. Ich bin im wunderschönen Haupthaus untergebracht, hier ist die Einrichtung authentisch, gemütlich und plüschig. Am liebsten würde ich noch etwas länger bleiben, aber auf mich wartet nun der Grasslands National Park.

Ein Cowboy in der Ranch Hall Bar der Historic Reesor Ranch in Saskatchewan
Zwei Pferde auf einer Weide der Historic Reesor Ranch in Saskatchewan

Deutsche Spuren in Saskatchewan

Die Fahrt zum Grasslands National Park beginnt in dem Ort Val Marie, wo ich am Rande des Nationalparks im The Crossing at Grasslands übernachte. Das ist ein kleines, sehr schönes und geschmackvoll eingerichtetes Gästehaus für Selbstversorger. Mein Apartment liegt im ersten Stock und hat einen Balkon mit einem traumhaften Blick auf einen kleinen See und die Hügel des Nationalparks. Zum Einkaufen fahre ich noch schnell zum Supermarkt im nahen Ort Swift Current, wo ich den deutschen Einfluss auf die kanadischen Prärien bemerke. In Manitoba und Saskatchewan gibt es viele Kolonien der Hutterer. Vergleichbar mit den Amischen leben die Hutterer unter ihresgleichen, sind streng gläubig und sprechen einen interessanten deutschen Dialekt. Alle Kanadier, mit denen ich über die Hutterer spreche, halten viel von diesen zurückgezogen lebenden, hart arbeitenden und ehrlichen Menschen.

Beim Einkaufen begegne ich einer Gruppe von ihnen, traue mich aber nicht, sie auf Deutsch anzusprechen, denn mit ihrer nostalgischen Kleidung und den ernsten Gesichtern wirken sie recht unnahbar.

Aber nicht nur die Hutterer, auch einige Ortsnamen lassen einen deutschen Einfluss vermuten. So gibt es ein Altona in Manitoba und ein Muenster in Saskatchewan. Zwischen Swift Current und Val Marie zaubern mir dann die Orte Blumenhof und Blumenort ein Schmunzeln ins Gesicht. Die Strecke zu meiner Unterkunft ist eine der schönsten dieser Reise: Sanft geschwungene Hügel sehe ich ebenso wie ein Meer aus endlosen, in goldenen Farben leuchtenden Feldern und kleine Orte, die an der Straße liegen und wie grüne Inseln wirken. Man kann auch jenseits der Rocky Mountains von der Schönheit Kanadas überwältigt werden!

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Natur pur im Grasslands National Park

Damit ich im Grasslands National Park die schönsten Gebiete finde, besorge ich mir im Parks Canada Visitor Centre in Val Marie eine Karte, auf der ich mir die ganz besonderen Sehenswürdigkeiten einzeichnen lasse. Dazu bekomme ich noch einen Hinweis: „Hier im Park gibt es neben Bisons und den süßen Präriehunden auch Klapperschlagen. Dieses Heft zeigt dir, wie du dich bei einer Begegnung mit solch einer Schlange verhalten solltest – und was du machst, wenn du gebissen wirst. Viel Spaß!“ Aha, Klapperschlangen sind hier also auch zu Hause. Na, es wird schon nichts passieren, denke ich, und fahre in den Park hinein.

Der erste Aussichtspunkt soll mir einen atemberaubenden Blick in einen Canyon bieten, allerdings wird mir der Weg dorthin gerade von einem ziemlich großen Bison versperrt. Das Tier hat es sich hier richtig gemütlich gemacht. Der Anblick ist beeindruckend, aber keine zehn Pferde könnten mich dazu bringen, an dem Bison vorbeizumarschieren. Ein Stück weiter werfe ich dann aber doch noch einen Blick in den Canyon. Auf meiner Wanderung wuseln immer wieder kleine Präriehunde umher. Mit etwas Abstand beäugen sie mich kritisch und warnen ihre Artgenossen mit goldigen Quietschtönen vor dem Spaziergänger, der da mit seiner Kamera durch ihre Nachbarschaft stampft. Diese an Erdmännchen erinnernden Tiere sind wirklich putzig.

Als ich zurück zum Auto gehe, höre ich vor mir plötzlich ein Klappern. Dann auch noch links von mir. Stehe ich hier etwa gerade direkt neben der einen oder anderen Klapperschlange? Ich denke an das Heft, das mir mitgegeben wurde. Dann wuselt es plötzlich vor meinem Gesicht – es ist aber nur ein Insekt, das vor meiner Nase herumflattert. Ich bin beruhigt, dass keine Schlange dahintersteckt …

Weiter im Herzen des Parks befindet sich der  Frenchman Valley Campground. Dort begegne ich einer jungen Frau, die ein dunkelgrünes Polohemd trägt und hinter einer Theke steht. Es ist ein Infostand von Parks Canada, um den herum so gut wie nichts zu sehen ist. Wir grüßen uns und plaudern über ihre Aufgabe und den Park. Ich bin nachhaltig beeindruckt, da mir klar wird, wie wichtig hier die wundervollen Nationalparks genommen werden. Auf meiner Reise konnte ich bereits einige der Parks bewundern und finde auch, dass man dieses schöne und interessante Nirgendwo schützen und Besucher darüber informieren sollte.

Ein festes Zelt auf dem Frenchman Valley Campground in Saskatchewan
Die Landschaft im Grasslands Nationalpark im Süden von Saskatchewan

Kulinarisch unterwegs in Saskatoon

Nun steht die letzte Etappe meiner Reise durch die kanadischen Prärien an: Es geht jetzt fast 400 Kilometer weiter nach Norden, bis ich Saskatoon erreiche, die größte Stadt in Saskatchewan. Ich genieße diese langen Autofahrten sehr, das Entlanggleiten auf dem Trans-Canada Highway hat für mich immer etwas Meditatives. In Saskatoon steuere ich zunächst mein Hotel an, das Delta Bessborough. Das beeindruckende Gebäude sieht aus wie ein Schloss, es steht am South Saskatchewan River und ist ein Wahrzeichen der Stadt. Vom Fluss aus hat man übrigens einen tollen Blick auf Saskatoon, sodass eine Fahrt mit dem Ausflugsschiff The Prairie Lily ein Muss für jeden Besucher ist. 

In Saskatoon gefällt mir vor allem die kulinarische Szene: So bietet 9 Mile Legacy Brewing beeindruckend viele leckere, selbst gebraute Biere an. Sowohl das Kölsch als auch das Hefeweizen und die Pale Ales sind hervorragend. Auch die Atmosphäre und das Publikum finde ich sehr angenehm. Um für den Bauch zu sorgen, lohnt sich ein Besuch des Restaurants The Hollows. Neben dem tollen Essen ist das Lokal an sich etwas ganz Eigenartiges: Früher befand sich hier ein chinesisches Restaurant. Die neuen Besitzer haben sowohl das alte Neonschild an der Außenfassade als auch die Inneneinrichtung übernommen, servieren heute aber moderne kanadische Küche. Eine Kombination, die etwas hat.

Indigene Kultur und preisgekrönter Gin

Mein zweiter Tag in Saskatoon führt mich zunächst hinaus aus der Stadt. Im Wanuskewin Heritage Park haben die kanadischen First Nations über Jahrzehnte hinweg Bisonherden gejagt, indem sie die Tiere dazu brachten, über eine Klippe zu springen. Heute dient die Einrichtung dazu, die Kultur und Lebensweise der indigenen Völker zu vermitteln. Ich lerne hier in einer sehr einladenden und freundlichen Atmosphäre, wie man Tipis baut und erlebe eine faszinierende, farbenfrohe Tanzvorführung. Die indigenen kanadischen Stämme versammeln sich jeden Sommer und halten die Pow-Wows ab: Man trifft sich, feiert und kürt in verschiedenen Disziplinen die besten Tänzerinnen und Tänzer. Es ist toll, solch einen Tanz einmal hautnah auf sich wirken zu lassen.

Weiter geht es zur Black Fox Distillery. Das Ehepaar Barb und John eröffnete 2015 die Destillerie und weiß ganz genau, was es dort macht. Nur zwei Jahre später wurde ihr Cask Gin in London zum besten Gin der Welt gekürt. Besucher können hier auf den Feldern der Destillerie ihre eigenen Blumen und Früchte pflücken. Im Laden kann man neben Gin auch selbst gebrannten Wodka, verschiedene Liköre und Blumen kaufen. Die Geschäftsidee ist clever: Hochprozentiges für die Herren, bunte Blumen für die Damen. Kein Wunder, dass der Laden voll ist! Ein weiteres „Must-see“ in Saskatoon ist das Western Development Museum. Die liebevoll und aufwendig gestaltete Ausstellung vermittelt, wie der Westen besiedelt wurde. Man sollte sich möglichst zwei Stunden Zeit nehmen, um das spannende Museum zu erkunden.

Impressionen aus dem Wanuskewin Heritage Park nahe Saskatoon
Drei Flaschen Bier auf dem Tresen der 9 Mile Legacy Brewery in Saskatoon

Mein unvergesslicher Roadtrip durch Manitoba und Saskatchewan

Diesen Roadtrip lasse ich kulinarisch enden, ich möchte noch einmal wunderbar essen gehen. Im Aydens Kitchen & Bar bin ich dafür genau richtig. Der Rinderbauch auf gegrilltem Brot mit eingelegten Tomaten und Grünkohl ist einfach grandios. Die „Foodies“ – also die Feinschmecker – in Kanada und in den USA sind übrigens seit einiger Zeit verrückt nach Grünkohl. Für mich ist das der perfekte Abschluss meiner Reise, an die ich mich immer erinnern werde!

Viele Reisende lieben Kanada und haben das Land schon mehrfach besucht. Die Prärieprovinzen spielen jedoch bei der Reiseplanung oft keine große Rolle.

Das ist wirklich schade, denn Manitoba und Saskatchewan haben eine Menge zu bieten: tiefgrüne Wälder, unzählige, wunderschöne Seen, sanfte Hügellandschaften und nahezu endlose Prärien, aber auch eine vielfältige Tierwelt, spannende Städte wie Winnipeg, Regina sowie Saskatoon und vor allem warmherzige Menschen. Ich habe jede Minute und jeden der knapp 2800 Kilometer, die ich gefahren bin, genossen. Diesen beiden herrlichen und oft unterschätzten Provinzen im Herzen Kanadas werde ich ganz sicher wieder einen Besuch abstatten.

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