Kürbisse über Kürbisse: Ob schaurig mit Fratze oder einfach herbstlich – die Deko ist an Halloween elementar.

Kürbisse über Kürbisse: Ob schaurig mit Fratze oder einfach herbstlich – die Deko ist an Halloween elementar.
Herbstzeit bedeutet Gruselzeit: Denn Ende Oktober heißt es an immer mehr Orten rund um den Globus: „Be afraid. Be very afraid!“ Besonders in den USA und in Kanada, wo sich ganze Städte in von Geistern und Monstern bevölkerte Albtraumszenerien verwandeln, kommen Freunde des gepflegten Nervenkitzels in der „Spooky Season“ auf ihre Kosten. Warum wir uns so gerne gruseln, aber die Nacht des Schreckens ursprünglich eigentlich allen Spuk von uns fernhalten sollte – das alles erfahren Sie hier.
Halloween wird jedes Jahr am 31. Oktober gefeiert, am Vorabend und in der Nacht vor Allerheiligen. Ursprünglich markierte dieser Tag in der heidnischen Welt den Übergang vom Herbst zum Winter und galt in alten Kulturen als besonders mystisch. Seit dem 17. Jahrhundert wurde der 31. Oktober in Deutschland und anderen Teilen Europas auch als Reformationstag bekannt – heute wieder zunehmend verdrängt von flackernden Kürbislaternen und kostümierten Spukgestalten, die in dieser Nacht durch die Straßen ziehen. Ein Comeback, das vor allem dem Trend aus den USA und Kanada zu verdanken ist, wo Halloween nach Weihnachten als zweitgrößtes Fest des Jahres gilt.
Der Begriff „Halloween“ stammt aus dem Englischen und setzt sich aus „Hallow“ (eine alte Bezeichnung für „Heiliger“) und „Eve“ (Vorabend) zusammen, bezeichnete also den Abend vor Allerheiligen. Aus „All Hallows’ Eve“ wurde im Laufe der Jahrhunderte „Hallowe’en“ und schließlich das heute gebräuchliche „Halloween“. Die Namensentwicklung zeigt, wie sich christliches und älteres Brauchtum miteinander vermischten.
Die Bedeutung von Halloween geht auf uralte keltische Bräuche zurück. Vor über 2000 Jahren markierte das Samhain-Fest in Irland und Schottland das Ende des Sommers und damit auch der Erntezeit: Der Winter brach herein und mit ihm eine Zeit der Kälte und Dunkelheit. Die Kelten glaubten, dass in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten durchlässiger war als sonst. Um sich vor umherstreifenden Geistern zu schützen, entzündeten sie Feuer, trugen Masken und verkleideten sich – Rituale, die bis heute in den modernen Halloween-Traditionen aufblitzen.
Als sich im 7. Jahrhundert das Christentum in Europa ausbreitete, legte die Kirche den Feiertag Allerheiligen bewusst auf den 1. November, um heidnische Bräuche zu entmachten und mit christlichen Glaubensinhalten zu überlagern. Der Vorabend – der „All Hallows’ Eve“ – blieb jedoch als Schwelle zwischen den Welten in den Köpfen der Menschen und behielt viele seiner volkstümlichen Elemente. So vermischten sich heidnische Traditionen mit christlichen Vorstellungen vom Totengedenken, und der Gedanke des Unheimlichen blieb erhalten.
Das Halloweenfest, wie wir es heute kennen, formte sich im 19. Jahrhundert durch irische und schottische Einwanderer, die ihre Bräuche mit in die USA brachten. Heute sind Kürbislaternen, Kostümpartys, „Trick or Treat“-Touren und aufwändig geschmückte Gruselhäuser an Halloween längst keine rein amerikanische Erscheinung mehr, sondern auch in Europa wieder fest etabliert. Damit schließt sich ein kulturgeschichtlicher Kreis: Was als heidnisches Ernte- und Ahnenfest begann, wurde durch das Christentum transformiert, über den Atlantik exportiert und schließlich als „Spooky Season“ in moderner Form wieder heimisch.
Kunstvoll geschnitzte Kürbisse mit leuchtenden Fratzen, auf Treppen, Fenstersimsen und in Vorgärten, sind an Halloween nicht mehr wegzudenken. Auch dieser Brauch führt zurück nach Irland – und auf eine alte Legende, die sich dort seit jeher erzählt wird.
Die Geschichte handelt von Jack, einem trunksüchtigem Schmied, der es Zeit seines Lebens mit der Ehrlichkeit nicht so genau nahm. Nachdem er den Teufel höchstpersönlich überlistet hatte, um der Hölle zu entkommen, blieb ihm allerdings nach seinem Tod auch der Eintritt in die Himmelspforte verwehrt. Auf der Suche nach einer Bleibe fand sich Jack erneut vor dem Reich des Teufels wieder, der ihn erbost davonjagte und ein paar glühende Kohlen hinterherwarf. Diese legte Jack in eine ausgehöhlte Rübe, die er gleich einer Laterne in der Finsternis mit sich herumtrug – auf ewig verdammt, ruhelos zwischen den Welten zu wandern.
Irische Einwanderer fanden im 19. Jahrhundert in den USA allerdings vor allem Kürbisse vor, die dort reichlich wuchsen und sich leichter schnitzen ließen. So passten sie die Erzählung entsprechend an und aus Jacks Rübenlaterne wurde Jack O’Lantern – die leuchtende Kürbisfratze.
Schon in den frühesten Erzählungen zum Samhain-Fest spielten Masken und Verkleidungen eine zentrale Rolle. In der Nacht, in der die Grenze zwischen den Welten verschwamm, hüllten sich die Menschen in Tierfelle, schwärzten ihre Gesichter mit Ruß oder trugen einfache Masken, um sich vor den Seelen der Verstorbenen und anderen unheilvollen Wesen zu schützen – in der Hoffnung, von ihnen nicht erkannt und behelligt zu werden.
Mit der Christianisierung wandelte sich der Sinn dieser alten Bräuche. Aus den Schutzritualen der Samhain-Nacht vertiefte sich der Gedanke, die Toten nicht zu fürchten, sondern sich vor allem an sie zu erinnern. In England ehrten (und retteten laut Volksmund) Kinder und Arme am 2. November, dem Allerseelentag, die Seelen der Verstorbenen mit einem Gebet oder kurzem Gedicht und bekamen im Austausch dafür kleine Küchlein gereicht, sogenannte „Soul Cakes“.
Weiter westlich, in Schottland und Irland, entstand daraus das „Guising“: Am Abend des 31. Oktober, zu Samhain (oder eben später Halloween), zogen Kinder verkleidet von Tür zu Tür, sangen Lieder und erzählten Verse – motiviert durch kleine Geschenke wie Süßigkeiten oder Münzen. Mit der Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert gelangte diese Tradition – wie viele andere – in die USA und entwickelte sich zum mittlerweile unverzichtbaren Halloweenbrauch „Trick or Treat“: Kinder durchkämmen die nächtlichen Straßen, klingeln an den Häusern und fordern scherzhaft „Süßes, sonst gibt's Saures“.
Heute dient die Maskerade an Halloween nicht mehr dem Schutz vor Geistern, sondern ganz klar der Unterhaltung, als Ausdrucksmöglichkeit der eigenen Fantasie und Kreativität. Ob als Hexe, Zombie oder Vampir, die Kostümierung erlaubt einen kurzen Ausbruch aus dem Alltag und befeuert die Freude am Rollenwechsel. Und natürlich ist da diese gewisse Faszination, dem Unheimlichen einmal im Jahr so nahe zu sein, dass man selbst fast schon ein Teil davon wird.
Halloween ist heute ein Fest, das eine Brücke zwischen Alt und Neu schlägt. Aus dem Ernst uralter Traditionen wurde Spaß. Kaum ein anderes Fest bietet so viel Raum, sich gestalterisch auszuleben: Neben extravaganten und gruseligen Kostümen ist die monströse Dekoration für Halloween von zentraler Bedeutung: Kürbisse, Spinnweben, Grabsteine und Spukgestalten, ganze Straßenzüge verwandeln sich in Schauerlandschaften. Der Fantasie sind im Reich des Fantastischen keine Grenzen gesetzt.
Ebenso beim Essen: Zu Halloween darf es gerne kreativ und ein bisschen makaber aussehen. Blutrote Bowlen mit schwimmenden Augäpfeln, knusprige Brotfinger und gruselig dekorierte Cupcakes gehören mittlerweile genauso dazu wie die klassische Kürbissuppe und die Süßigkeiten für kleine Geister und Hexen, die an der Tür klingeln.
Vielerorts bekommt Halloween den Charakter eines Großereignisses: spektakuläre Halloween Partys, Kostümwettbewerbe, Paraden, Themenparks und aufwändig inszenierte Gruselhäuser, die mit Schauspielern, Sound- und Lichteffekten für echte Schocker sorgen – hier finden alle Kinder und Erwachsene sicher das, was sie sich unter einer wonnevoll schaurigen Nacht vorstellen.
Was alle diese Formen eint, ist das gemeinschaftliche Erschrecken und der spielerischer Umgang mit dem Unheimlichen, der die uralten Vorstellungen vom Übergang zwischen den Welten neu übersetzt.
Zweifelsohne hat sich Halloween zu einem der konsumstärksten Phänomene unserer Zeit entwickelt. Die Supermarktregale sind voll: Halloween-Essen, Halloween-Deko, Halloween-Kostüme. Allein in den USA wird jährlich Milliardenumsatz gemacht. Die Leute übertrumpfen sich. Was ist das beliebteste Halloweenkostüm dieses Jahr? Die Antwort ändert sich mit jedem Trend: Mal sind es klassische Gruselgestalten wie Hexen und Skelette, mal moderne Filmfiguren wie Joker oder Wednesday Addams.
Einen entscheidenden Anteil an der Popularität des Festes hat die Filmwelt, die in den 1990er-Jahren mit Reihen wie Scream eine Renaissance des Schreckens auslöste. Schon vorher prägten Klassiker wie Halloween (1978) oder Nightmare on Elm Street (1984) das Bild des modernen Horrors und verhalfen Bösewichten wie Michael Myers und Freddy Krueger zu Kultstatus. Heute ist Halloween untrennbar mit dem Kino verbunden: Jede Generation bekommt ihre eigenen Monster, Serienkiller oder Spukgeschichten. Wenn jedes Jahr Millionen Menschen in ihre Verkleidung schlüpfen, dann nicht nur aus Spaß, sondern auch aus einem kollektiven Erleben der eigenen Popkultur heraus. Der wahre Hexenspruch dieser Nacht? Gemeinschaftsgefühl.
Genau so nennen Wissenschaftler es: Angstlust. Der Grund, warum wir uns hin und wieder gerne vermeintlich gefährlichen oder beängstigenden Situationen aussetzen, den Nervenkitzel also freiwillig suchen, ist auf ein Paradoxon zurückzuführen: Wir können uns fürchten, obwohl wir wissen, dass uns keine reale Gefahr droht. Allein dieses Wissen gibt uns die Möglichkeit, das eigene Unwohlsein und Erschrecken in einem kontrollierten Rahmen zu genießen. Unser Körper schüttet zuerst Adrenalin aus – und danach Endorphine, aus Erleichterung, noch einmal mit dem Schrecken davongekommen zu sein. Um Lust an der Angst empfinden zu können, müssen wir uns also sicher sein, dass wir sicher sind.
Kaum ein Land feiert Halloween so leidenschaftlich und vielseitig wie die Vereinigten Staaten. Von nostalgischem Kleinstadtflair bis zu spektakulären Mega-Events: Jedes Jahr verwandeln sich ganze Orte in Bühnen für den ultimativen Grusel.
Anoka, Minnesota, gilt als Wiege des modernen Halloween-Fests: Schon 1920 fand hier die erste nachweislich organisierte Halloween-Parade der USA statt. Bis heute feiert die selbsternannte „Halloween-Hauptstadt der Welt“ ihre Tradition mit Paraden, Kostümwettbewerben und Familienfesten, und setzt dabei auf Gemeinschaft und nostalgischen Gruselspaß statt auf Schrecken.
In Salem, Massachusetts, ist Halloween untrennbar mit Geschichte verbunden. Die berüchtigten Hexenprozesse von 1692 prägen bis heute das kulturelle Erbe der weltberühmten „Witch City“. Beim „Haunted Happenings“-Festival reisen jährlich über eine halbe Million Besucher an, um den ganzen Oktober lang Paraden, Märkte, Führungen und nachgestellte Hexenprozesse zu erleben. Salem an Halloween ist ein Ort, an dem historische Fakten niemals über dem Mythos stehen.
Wer den Grusel mit Musik und Mystik verbinden möchte, reist nach New Orleans, Louisiana. Die Stadt gilt als Zentrum des Voodoo-Kults in den USA und feiert Halloween mit Paraden, Maskenbällen und Friedhofsführungen. Besonders berüchtigt ist das LaLaurie Mansion im French Quarter, Schauplatz grausamer Geschichten aus dem 19. Jahrhundert und fester Bestandteil jeder Geistertour.
Halloween in New York City zeigt sich von seiner spektakulärsten Seite. Die legendäre Village Halloween Parade zieht Zehntausende Menschen an, die kostümiert und von Live-Musik begleitet durch Greenwich Village ziehen. Dazu kommen schauerliche Haunted Houses wie Blood Manor oder nächtliche Führungen über den Green-Wood Cemetery in Brooklyn.
Etwa eine Autostunde nördlich liegt Sleepy Hollow, die Heimat des legendären Kopflosen Reiters. Jeden Oktober steht das kleine Städtchen ganz im Zeichen der berühmten Erzählung von Washington Irving. Besucher erleben hier mit Great Jack O’Lantern Blaze ein atemberaubendes Lichtermeer aus geschnitzten Kürbissen oder den Gruselpfad Horseman’s Hollow, der sie zu Fuß durch ein düsteres Gelände mit Schauspielern, Spezialeffekten und Gruselszenen führt.
Auch Orlando, Florida, ist ein Hotspot für Horrorfans. Die Halloween Horror Nights in den Universal Studios gelten als eines der größten Halloween-Events weltweit. Aufwendig gestaltete Labyrinthe, Live-Shows und Themenhäuser verwandeln den Freizeitpark in ein gigantisches Spukspektakel.
Ein Kontrast zu den städtischen Gruselhochburgen ist der Hummel Park in Nebraska, ein Ort, der durch düstere Legenden und Geistergeschichten bekannt wurde. Zwischen verfallenen Stufen und alten Bäumen ranken sich Mythen über unerklärliche Phänomene. Wer das laute Spektakel scheut, kann hier in gespenstischer Ruhe nach jenseitigen Kräften Ausschau halten.
Als größte Stadt Kanadas bietet Toronto eine riesige Bandbreite an Halloween-Events – von der berühmten Toronto Halloween Parade bis zu aufwendig dekorierten Vergnügungsparks. Besonders bekannt ist außerdem das Pumpkinville-Event in der Nähe von Pickering, wo Tausende geschnitzte Kürbisse in kunstvollen Installationen leuchten. Für Mutige gibt es Screemers, eines der größten Indoor-Horror-Festivals Nordamerikas – mit Spukhäusern, Spezialeffekten und jeder Menge Adrenalin.
Ein völlig anderes Bild bietet Québec City, deren Altstadt mit ihren Kopfsteinpflastergassen und alten Steinhäusern ohnehin wie geschaffen scheint für Gespenstergeschichten. Während des Festival de l’Halloween verwandeln sich die Straßen in eine Kulisse aus Kostümen, Licht und Theater. Historische Führungen erzählen von Geisterlegenden aus der Kolonialzeit, und an Orten wie der Citadelle oder dem Château Frontenac verschwimmen auf charmante Weise die Grenzen zwischen Geschichte und Spuk.
Im Westen des Landes treffen in Vancouver kanadische Wildnis und Großstadt-Grusel aufeinander. In den alten Vergnügungspark Playland kehrt im Oktober der Schrecken zurück: Die „Fright Nights“ mit Achterbahnen im Dunkeln und aufwendig gestalteten Gruselhäusern gehören zu den beliebtesten Halloween-Events Kanadas. Wer es etwas authentischer mag, besucht den Haunted Stanley Park Ghost Train, eine thematische Zugfahrt durch den nächtlichen Park – mit Schreck-Garantie! Ebenfalls beliebt: die nächtlichen Führungen durch Gastown, wo die Seelen alter Goldsucher hausen.
