Die amerikanische Flagge: Als patriotisches Symbol ist das „Star-Spangled Banner“ am Independence Day allgegenwärtig
Die amerikanische Flagge: Als patriotisches Symbol ist das „Star-Spangled Banner“ am Independence Day allgegenwärtig
Der Independence Day bietet nicht nur den dramaturgischen Rahmen für einen bekannten Blockbuster, in dem Will Smith die Welt rettet, sondern ist darüber hinaus der wichtigste nationale Feiertag der USA. Dabei wird Jahr für Jahr die Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zelebriert – ein historisches Ereignis, das in einem Land, zu dessen zentralen Werten die Freiheit gehört, natürlich einen besonderen Stellenwert hat. Wer die Kultur und Mentalität der US-Amerikaner verstehen möchte, erhält daher bei einem Blick auf die Geschichte und bis heute nachwirkende Bedeutung des „4th of July” tiefe Einblicke in die Seele und das Selbstverständnis der Menschen in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Der Independence Day markiert mit der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung am vierten Juli 1776 die offizielle Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika. Die endgültige Abkehr von Großbritannien war der Wendepunkt einer langen Vorgeschichte britischer Kolonialherrschaft in Nordamerika. Dabei dauerte es nach der Entdeckung des amerikanischen Doppelkontinents durch Christopher Columbus im Jahr 1492 zunächst weitere 90 Jahre, bis die britische Krone ihre Ansprüche auf eigene Territorien erhob. Die erste dauerhafte englische Siedlung in Nordamerika war schließlich das berühmte Jamestown. Sie wurde 1607 gegründet und war damit der Startpunkt für die britische Kolonisierung Nordamerikas.
Mit der Ankunft der Mayflower wurden die Bemühungen 13 Jahre später weiter vorangetrieben. Das Segelschiff brachte die sogenannten „Pilgerväter“ zum Cape Cod im heutigen Bundesstaat Massachusetts. Der Einflussbereich der Briten wuchs von dort an bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nach und nach auf insgesamt dreizehn Kolonien heran. Die Spannungen mit dem Heimatland, die endgültig zu den Unabhängigkeitsbestrebungen führten, begannen, nachdem King George III. und das britische Parlament hohe Steuern erlassen hatten, um den Haushalt des Empire zu finanzieren. Der Unmut über diese Auflagen und die fehlende Beteiligung an den politischen Entscheidungsprozessen war der Anlass für die Abkehr der Kolonien vom „Mutterland“ Großbritannien.
Das Ruder in die Hand nehmen: Vor rund zweieinhalb Jahrhunderten war der Hafen der Großstadt Boston der Schauplatz der berüchtigten „Boston Tea Party“
Auf zu neuen Ufern: Das Segelschiff Godspeed kam bei der Expedition zum Einsatz, die schließlich zur Gründung von Jamestown führte
Neuengland | Connecticut, Rhode Island, Massachusetts, New Hampshire |
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Mittlere Kolonien | New York, New Jersey, Pennsylvania, Delaware |
Südliche Kolonien | Maryland, Virginia, North Carolina, South Carolina, Georgia |
Ihren endgültigen Weg in die Unabhängigkeit begannen die Kolonien nach den Ereignissen der Boston Tea Party – ein Name, der eher als ironische Umschreibung verstanden werden muss. Denn was auf den ersten Blick nach Feierlichkeiten klingt, war in der Realität ein Protest gegen hohe Zölle auf den angelieferten Tee der Ostindien-Kompanie. Als Reaktion auf den Aufruhr erließen die Briten noch strengere Gesetze, was den Unmut in der „Neuen Welt“ weiter verstärkte.
Im Jahr 1774 schlossen sich die dreizehn Kolonien im Rahmen des Continental Congress schließlich zusammen, um sich gegen die harten Auflagen aufzulehnen. Dieser Widerstand war der Grund für die ersten kriegerischen Auseinandersetzungen während der Amerikanischen Revolution. Die Declaration of Independence wurde im Zuge des Konflikts am vierten Juli 1776 vom amerikanischen Kontinentalkongress verabschiedet. George Washington, der später der erste Präsident der USA werden sollte, kämpfte als Oberbefehlshaber der Streitkräfte für die Durchsetzung der Unabhängigkeitsbestrebungen. Verfasst wurde das bedeutende Dokument maßgeblich vom dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten, Thomas Jefferson. Beide gingen damit als Teil der Gründerväter der USA in die Weltgeschichte ein.
In Stein gemeißelt: Nicht zuletzt wegen seiner herausragenden Bedeutung im Unabhängigkeitskrieg ziert George Washingtons Gesicht den Mount Rushmore
Die Liberty Bell in Philadelphia: Die wahrscheinlich bekannteste Glocke der Welt läutete, als die Unabhängigkeitserklärung zum ersten Mal öffentlich verlesen wurde
Die Unabhängigkeitserklärung beinhaltete drei grundlegende Ideen, die sowohl das Selbstbild als auch Bereiche des heutigen Rechtssystems der US-Amerikaner stark beeinflussten:
Die ersten Feierlichkeiten zum Independence Day fanden am vierten Juli 1777 statt – bereits im ersten Jahr nach der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung der USA. Damals wie heute wird dabei die Geburtsstunde der Nation und die damit einhergehende Befreiung aus der Vormundschaft der Kolonialmacht gefeiert. Der Unabhängigkeitstag ist somit ein zentrales Symbol für die Einheit des Landes und dabei nicht zuletzt auch ein Anlass, um die amerikanischen Werte zu zelebrieren. Im Mittelpunkt stehen insbesondere die von Thomas Jefferson in der Erklärung festgehaltenen Prinzipien der Freiheit und Gleichheit sowie das Recht auf das Streben nach Glück.
Da der amerikanische Unabhängigkeitstag fest mit dem Gründungsmythos der Vereinigten Staaten verwoben ist, spielt er nach wie vor eine wichtige, identitätsstiftende Rolle. Er steht heute über die Geburt der Nation hinaus für die Entstehung der amerikanischen Demokratie sowie für die Selbstbestimmtheit und den Patriotismus der Amerikaner.
Die amerikanische Flagge ist daher rund um den vierten Juli ein ständiger Begleiter. Am Unabhängigkeitstag finden zudem landesweit offizielle Feste und Paraden statt, die einen Rahmen für das gemeinschaftliche Feiern und Gedenken bieten. Eine zentrale Rolle spielen hierbei auch die abendlichen Feuerwerke. Ursprünglich in China erfunden, dienten sie einst der symbolischen Vertreibung böser Geister. In den USA wurden sie hingegen vor allem genutzt, um die Vertreibung der Besatzer zu feiern. Neben den öffentlichen Veranstaltungen finden am Independence Day natürlich Veranstaltungen im privateren Rahmen statt. In vielen Familien gehören Barbecues oder Picnics zu den etablierten Traditionen.
Die Wiege der Nation: In der Independence Hall in Philadelphia wurde die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet
Es krachen lassen: Das Feuerwerk ist fester Bestandteil der Feierlichkeiten am Unabhängigkeitstag – hier in Downtown Indianapolis.
An den einstigen Schauplätzen der Geschichte finden auch einige der größten Feierlichkeiten statt. In Philadelphia, wo auch die Declaration of Independence ratifiziert wurde, warten dann große Straßenfeste und Paraden auf die Besucher, die am Abend im sogenannten Fourth of July Jam – einem öffentlichen Konzert am Benjamin Franklin Parkway – gipfeln.
In der Stadt der Tea Party, Boston, wird während des einwöchigen Harborfests sogar noch lange vor dem Independence Day gefeiert. Die Hauptstadt von Massachusetts ist in diesem Zeitraum der Schauplatz historischer Nachstellungen und Bildungsveranstaltungen, die am vierten Juli mit einem kostenlosen Konzert des Symphonieorchesters gefeiert werden und mit einem anschließenden halbstündigen Feuerwerk enden.
Neben den Festen in Philadelphia und Boston sind auch die beeindruckenden Feuerwerke, Konzerte und Umzüge in ikonischen Städten wie New York City, New Orleans, San Diego oder der Hauptstadt Washington D.C. ein echtes Spektakel. Ein besonders faszinierendes Erlebnis ist das große Feuerwerk an der Fisherman’s Wharf in San Francisco, das die gigantische Bucht der Weltstadt für eine Weile in bunte Lichter taucht.
In der Zeit rund um den Unabhängigkeitstag gestaltet sich die Anreise in die USA meist als schwierig, da viele Amerikaner über die Feiertage unterwegs sind, um ihre Familien zu besuchen. Das führt sowohl in der Luft als auch auf den Straßen zu viel Verkehr. Wer jedoch bereits ein paar Tage vor dem 4th of July in die USA reist, hat die Gelegenheit, am Nationalfeiertag bei pompösen Festen und Paraden die ausgelassene Stimmung zu genießen und besondere Einblicke in Land und Leute zu gewinnen.